Dienstag, 11. September 2012

Urlaub in Oxfordshire, UK (Teil 2)

-- >  Art in Action
Meine Schwester besucht jedes Jahr die „Art in Action“, eine Art Festival für Künstler und Musiker, das auf dem Gelände des Warterperry House in der Nähe von Wheatley, Oxfordshire, stattfindet.

Leider habe ich keine Bilder gemacht, denn die schöne Stimmung lässt sich nur schlecht beschreiben. Schön war es zu beobachten, dass fast alle Engländer Wanderschuhe oder Wellis (die nie neu, aber auch nicht dreckig sein dürfen, gerne aber sehr teuer) trugen. Also ein typisch englisches Modeaccessoire, wenn es schlammig wird. Zudem gab es viele Köstlichkeiten („Jacket potatoe“ mit Tuna Mayonnaise, Yumi, Yumi – mit der Schale essen!) und natürlich ÜBERALL Tee und Kaffee zu kaufen. Das Wichtigste war aber das Bestaunen der Kunst. Ein riesiges Gelände voller Zelte: Malerei, Bildhauerei, Glaskunst, Sachen aus Holz und Porzellan, Stoffe. Und natürlich „in action“, d.h.  es gab Shows, bei denen man zuschauen konnte, wie die Kunst entsteht: Glasbläserei, Portrait-Malerei, Töpfern, Bilderknüpfen. Ach ja, und mitmachen konnte man natürlich auch. Es gab allerlei Kurse, zB Seidenmalerei oder Emaillieren. Diese mussten aber leider weit im Voraus gebucht werden, am Tag der Veranstaltung bestanden kaum Chancen auf einen Platz.

Hier habe ich auch erlebt, wie organisiert und rücksichtsvoll die Briten sind. Klar kommen die meisten Besucher zur gleichen Zeit und verlassen das Gelände so auch wieder. Dieses Jahr war aufgrund der zuvor starken Niederschläge ein Pendelservice zum Parkplatz auf einem Flughafengelände eingerichtet.
Beim Verlassen des Geländes  – die Schlange für die Pendelbusse schlängelte sich über das gesamte Gelände - wurde sich ohne Murren angestellt. Es wurde Wasser gereicht und Eltern mit Kindern aufgefordert vorzukommen und bevorzugt das Gelände zu verlassen.  Die Busse wurde bis auf den letzten Platz besetzt, so das einzeln anwesende Personen vorgerufen wurden. Und natürlich erfolgte die Aufforderung zunächst bis nach hinten im Bus durchzugehen, damit Zeit gespart wird beim Einsteigen. Beim Aussteigen wurden dann auch die Fahrgäste, die sich von hinten vordrängelten, mit missachtenden Blicken gestraft – nein, ein Engländer tut seinen Unmut nicht laut kund. Das wäre ja dann unhöflich. Denn das sind die Engländer nämlich, höflich!

Das erinnert mich an eine Begebenheit, die mein Mann mir von seinem ersten Englandaufenthalt erzählte: er stellte sich für den Bus an. Als der Bus kam, beeilte er sich zur Tür zu gelangen. Dabei wurde er bitterböse mit Blicken gestraft. Erst hier wurde ihm klar, dass die anderen Fahrgäste sich in einer Schlange angestellt hatten und auch genau in dieser Reihenfolge in den Bus stiegen.  Also: Schlangestehen ist den Engländern sehr wichtig. Beliebt sind daher die Fragen: Gibt es hier ein Schlange? Wo ist das Ende? Wofür stehen sie an?

--> London

Diesmal haben wir es auch nach London geschafft – aber ehrlich: viel gesehen haben wir eigentlich nicht. Aber einen Eindruck bekommen. Reingefahren sind wir mit dem Zug. Fährt man abseits der Hauptverkehrszeiten kann man gut die Hälfte der Fahrtkosten sparen. 
Zug fahren ist gerade für Kinder super toll – fast jeder Sitz hat einen Fernseher, der die aktuellen Sendungen abspielt, so hat meine Tochter ca. 6 Folgen Shawn das Schaf geschaut. Klar, bei so einem Luxus, hat keiner Zeit zu randalieren. Die Züge sehen dementsprechend wunderbar sauber aus.

Das U-Bahnsystem ist einfach (besser als in Hamburg und Berlin allemal), alles nach Farben, sehr logisch. Das Tagesticket wird ähnlich wie bei Schwimmhallen bei jedem Ein- und Ausgang geprüft. Angekommen sind wir in Paddington – später als geplant, denn ein Mann hatte sich im Berufsverkehr auf die Schienen geworfen.  

Ausgestiegen am Piccadilly Circus hatten wir gleich den Blick über den Green Park beim Buckingham Palace , naja, und der war einfach voll. Es wurde schon viel für die olympischen Spiele vorbereitet. Überall Touristen. Aber vielleicht ist das einfach immer so zum Wachwechsel. Denn genau um 12 Uhr erreichten wir den Vorplatz des Buckingham Palace.  Die Menschenmenge hat natürlich auch erst mal wieder Zeit gekostet. Von dort aus zogen wir weiter zum Science Museum. Museen sind in England zumeist kostenlos. Anders als Kirchen, die ich mir auch gern angesehen hätte, die leider aber auch gern über 10 Pfund pro Person kosten.
Das Science Museum wählte meine Schwester extra für meine Tochter aus. Denn dort gibt es eine Wasserstraße, wo Kinder geschützt mit Schürzen experimentieren können. Das fand sie schon ganz gut. Besser fand sie aber  einen Tunnel mit einer Alarmanlage.

Man beachte, dass die Museein in London nicht annähernd so leer sind, wie hier in Deutschland. Nicht nur unseres war sehr gut besucht. Auf dem Rückweg konnte ich einen Blick auf das „Natural History Museum“ werfen. Die Leute standen dort gegen 14 Uhr noch bis weit auf die Straße an. Es soll dort eine einmalig schöne Ausstellung von Dinosaurier-Skeletten geben.

Jetzt waren wir jedenfalls fertig und reif für Kaffee und Kuchen. Den fanden wir bei Greenfields Cafe´ in Kensigton, ein schöner gemütlicher Bio-Laden. Bio ist scheinbar überhaupt in England ein großes Thema, als Gegenbewegung zu Fastfood und Plastiktüten. Nachdem wir bei Greefields Entspannung gefunden und eine Menge Geld gelassen hatten, ging es wieder auf dem Heimweg.  
Für mich trotz des Eintrittspreises (meine mich an 13 Pfund pro Person zu erinnern) absolut empfehlenswert. Entspannte Atmosphäre, picknicken ist gern gesehen – also Essen mitbringen, riesen Spielplatz vorhanden und eine Parkbahn. Am schönsten ist aber das Ambiente, dass kann es eben hier einfach nicht geben.
Besonders schön fand ich auch Millets Farm Centre. Eigentlich ja ein Gartencenter mit angeschlossenem Bio-Laden. Aber uneigentlich ja noch viel mehr: Ein Spielplatz, ein Streichelzoo, ein Gartenrestaurant, Bioladen, "Selberpflücken" und – tadam – das beste Eis ever: Pfefferminzeis. Die Eispreise in England sind ja fast tödlich, aber es schmeckt so gut, dass man einfach nicht wiederstehen kann.
Ein bisschen schade war, dass wir nicht Millets Mize Maze besuchen konnten. Der Mais war noch nicht hoch genug.
Ein bisschen irritierend ist der Umgang der Engländer mit Hygiene im Streichelzoobereich. Überall hängen Desinfektionsgeräte oder Waschbecken und die dringende Aufforderung sich nach dem berühren die Hände zu waschen. Sicher nicht falsch, aber schon bemerkenswert und die Reaktion der englischen Regierung auf den Tod eines Kindes nach Besuch eines Streichelzoos. Eigentlich ist das Risiko für Kinder eher gering einzuschätzen, aber die englische Regierung musste reagieren.