Meine Schwester besucht jedes Jahr die „Art
in Action“, eine Art Festival für Künstler und Musiker, das auf dem Gelände des
Warterperry House in der Nähe von Wheatley,
Oxfordshire, stattfindet.
Leider habe ich keine Bilder
gemacht, denn die schöne Stimmung lässt sich nur schlecht beschreiben.
Schön war es zu beobachten, dass fast alle Engländer Wanderschuhe
oder Wellis (die nie neu, aber auch nicht dreckig sein dürfen, gerne
aber sehr
teuer) trugen. Also ein typisch englisches Modeaccessoire, wenn es
schlammig wird. Zudem gab es viele Köstlichkeiten („Jacket potatoe“
mit Tuna Mayonnaise, Yumi, Yumi – mit der Schale essen!) und natürlich
ÜBERALL Tee und Kaffee zu kaufen. Das Wichtigste war aber das Bestaunen der Kunst. Ein riesiges Gelände voller Zelte: Malerei, Bildhauerei, Glaskunst,
Sachen aus Holz und Porzellan, Stoffe. Und natürlich „in action“, d.h. es gab Shows, bei denen man zuschauen konnte,
wie die Kunst entsteht: Glasbläserei, Portrait-Malerei, Töpfern, Bilderknüpfen.
Ach ja, und mitmachen konnte man natürlich auch. Es gab allerlei Kurse, zB
Seidenmalerei oder Emaillieren. Diese mussten aber leider weit im Voraus
gebucht werden, am Tag der Veranstaltung bestanden kaum Chancen auf einen Platz.
Hier habe ich auch erlebt, wie organisiert und
rücksichtsvoll die Briten sind. Klar kommen die meisten Besucher zur gleichen Zeit
und verlassen das Gelände so auch wieder. Dieses Jahr war aufgrund der zuvor
starken Niederschläge ein Pendelservice zum Parkplatz auf einem
Flughafengelände eingerichtet.
Beim Verlassen des Geländes – die Schlange für die Pendelbusse schlängelte sich über das gesamte Gelände - wurde
sich ohne Murren angestellt. Es wurde Wasser gereicht und Eltern mit Kindern
aufgefordert vorzukommen und bevorzugt das Gelände zu verlassen. Die Busse wurde bis auf den letzten Platz
besetzt, so das einzeln anwesende Personen vorgerufen wurden. Und natürlich erfolgte
die Aufforderung zunächst bis nach hinten im Bus durchzugehen, damit Zeit
gespart wird beim Einsteigen. Beim Aussteigen wurden dann auch die Fahrgäste, die
sich von hinten vordrängelten, mit missachtenden Blicken gestraft – nein, ein
Engländer tut seinen Unmut nicht laut kund. Das wäre ja dann unhöflich. Denn
das sind die Engländer nämlich, höflich!
Das erinnert mich an eine Begebenheit, die
mein Mann mir von seinem ersten Englandaufenthalt erzählte: er stellte sich für
den Bus an. Als der Bus kam, beeilte er sich zur Tür zu gelangen. Dabei wurde
er bitterböse mit Blicken gestraft. Erst hier wurde ihm klar, dass die anderen
Fahrgäste sich in einer Schlange angestellt hatten und auch genau in dieser
Reihenfolge in den Bus stiegen. Also:
Schlangestehen ist den Engländern sehr wichtig. Beliebt sind daher die Fragen:
Gibt es hier ein Schlange? Wo ist das Ende? Wofür stehen sie an?
--> London
Diesmal haben wir es auch nach
London
geschafft – aber ehrlich: viel gesehen haben wir eigentlich nicht. Aber
einen
Eindruck bekommen. Reingefahren sind wir mit dem Zug. Fährt man abseits
der Hauptverkehrszeiten kann man gut die Hälfte der Fahrtkosten sparen.
Zug fahren ist gerade für Kinder super toll – fast jeder
Sitz hat einen Fernseher, der die aktuellen Sendungen abspielt, so hat meine
Tochter ca. 6 Folgen Shawn das Schaf
geschaut. Klar, bei so einem Luxus, hat keiner Zeit zu randalieren. Die Züge
sehen dementsprechend wunderbar sauber aus.
Das U-Bahnsystem ist einfach (besser als in
Hamburg und Berlin allemal), alles nach Farben, sehr logisch. Das Tagesticket
wird ähnlich wie bei Schwimmhallen bei jedem Ein- und Ausgang geprüft. Angekommen sind wir in Paddington – später als
geplant, denn ein Mann hatte sich im Berufsverkehr auf die Schienen geworfen.
Ausgestiegen am Piccadilly Circus hatten
wir gleich den Blick über den Green Park beim Buckingham Palace , naja, und der
war einfach voll. Es wurde schon viel für die olympischen Spiele vorbereitet.
Überall Touristen. Aber vielleicht ist das einfach immer so zum Wachwechsel.
Denn genau um 12 Uhr erreichten wir den Vorplatz des Buckingham Palace. Die Menschenmenge hat natürlich auch erst mal
wieder Zeit gekostet. Von dort aus zogen wir weiter zum Science Museum. Museen
sind in England zumeist kostenlos. Anders als Kirchen, die ich mir auch gern
angesehen hätte, die leider aber auch gern über 10 Pfund pro Person kosten.
Das Science Museum wählte meine Schwester extra
für meine Tochter aus. Denn dort gibt es eine Wasserstraße, wo Kinder geschützt
mit Schürzen experimentieren können. Das fand sie schon ganz gut. Besser fand
sie aber einen Tunnel mit einer
Alarmanlage.
Man beachte, dass die Museein in London
nicht annähernd so leer sind, wie hier in Deutschland. Nicht nur unseres war
sehr gut besucht. Auf dem Rückweg konnte ich einen Blick auf das „Natural
History Museum“ werfen. Die Leute standen dort gegen 14 Uhr noch bis weit auf
die Straße an. Es soll dort eine einmalig schöne Ausstellung von Dinosaurier-Skeletten geben.
Jetzt waren wir jedenfalls fertig und reif
für Kaffee und Kuchen. Den fanden wir bei Greenfields Cafe´ in Kensigton,
ein schöner gemütlicher Bio-Laden. Bio
ist scheinbar überhaupt in England ein großes Thema, als Gegenbewegung zu Fastfood und
Plastiktüten. Nachdem wir bei Greefields Entspannung gefunden und eine Menge
Geld gelassen hatten, ging es wieder auf dem Heimweg.
Für mich trotz des Eintrittspreises (meine mich an 13 Pfund pro Person zu erinnern) absolut empfehlenswert. Entspannte Atmosphäre, picknicken ist gern gesehen – also Essen
mitbringen, riesen Spielplatz vorhanden und eine Parkbahn. Am schönsten ist aber
das Ambiente, dass kann es eben hier einfach nicht geben.
Besonders schön fand ich auch Millets Farm
Centre. Eigentlich ja ein Gartencenter mit angeschlossenem Bio-Laden. Aber uneigentlich ja noch viel mehr: Ein
Spielplatz, ein Streichelzoo, ein Gartenrestaurant, Bioladen, "Selberpflücken"
und – tadam – das beste Eis ever: Pfefferminzeis. Die Eispreise in England sind ja fast
tödlich, aber es schmeckt so gut, dass man einfach nicht wiederstehen kann.
Ein bisschen schade war, dass wir nicht Millets
Mize Maze besuchen konnten. Der Mais war noch nicht hoch genug.
Ein bisschen irritierend ist der Umgang der
Engländer mit Hygiene im Streichelzoobereich. Überall hängen
Desinfektionsgeräte oder Waschbecken und die dringende Aufforderung sich nach
dem berühren die Hände zu waschen. Sicher nicht falsch, aber schon bemerkenswert
und die Reaktion der englischen Regierung auf den Tod eines Kindes nach Besuch
eines Streichelzoos. Eigentlich ist das Risiko für Kinder eher gering
einzuschätzen, aber die englische Regierung musste reagieren.