Freitag, 16. September 2011

Elternabend: Turnen mir den Materialien nach Elfriede Hengstenberg

Gestern hatte ich nun meinen ersten Elternabend im Kinderhaus, seit unsere Tochter in den Kindergarten geht. Bildungsthema war diesmal das Hengstenberg-Material, das in der Turnstunde eingesetzt wird. Dabei handelt es sich um Leitern, Hocker, Balancier-Stäben, Hölzer u.ä. Bei uns gehen immer 4 - 5 Kinder einer Gruppe zum Turnen, so dass jedes der Kinder ca. alle 3 Wochen an der Turnstunde teilnimmt. Das Hengstenberg-Material wird durch Seile, Ringe, Bälle usw. ergänzt. Auch kommt es nicht nur während der Turnstunde zum Einsatz.

Hier sind noch mehr Bilder. Mich erinnert der beabsichtigte Einsatz ein bisschen an das Klettern im Wald auf umgefallen Bäumen usw.

Der Einsatz der Materialien, die von Elfriede Hengstenberg entwickelt wurden, ist recht komplex und fördert die kindliche Entwicklung vielseitig. Bei der Verwendung sind einige Grundregeln zu beachten:
  • die Kinder bauen sich die Materialien selber auf und kombinieren sie frei, z.B. erhöhen sie selber den Schwierigkeitsgrad. begonnen wird immer mit der bodennahesten Stufe
  • die einzelnen Materialien sollen jeweils immer nur von einem Kind in seinem ganz individuellen Tempo benutzt werden
  • die Kinder entscheiden, wie sie die Materialien nutzen: fördert die Fantasie und die Einschätzung, was sie sich zutrauen, es wird nicht aufgefordert oder ermutigt
  • es wird barfuß geturnt: die Kinder erleben die verschiedenen Holzmaterialien (warme oder kalte Hölzer) direkt, haben einen besser Kontakt zum Material
Interessant ist auch der Zusammenhang Gleichgewicht beim Turnen und Standfestigkeit im Leben, den die Kinder zu erspüren lernen. Auch können die Kinder sich bei diesen Übungen gut auf sich selbst besinnen. Sie entscheiden, was sie sich zutrauen und erproben, ob sie das sich Zugetraute auch wirklich leisten können. Dabei ist das Herunterklettern, wenn man sich nicht über die Leiter traut, kein Versagen, sondern nur eine Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit.

Nach all den Ausführungen beim Elternabend ist mir nun auch klar, dass es gar nicht sinnvoll ist, sein Kind auf dem Spielplatz zu immer neuen Höhen anzustacheln. Auch hier gilt es wieder die Einschätzungen des Kindes zu respektieren. Eine Erzieherin schilderte eine Situation im Turnunterricht einer Schule. Ein Junge versuchte an einem Seil zur Turnhallendecke zu klettern. Alles anderen Kinder standen am Boden und feuerten ihn an und der Junge hing mit verkrampften Gesicht auf halber Strecke und kämpfte. Dies wäre nach E. Hengstenberg nicht vertretbar, sowohl für den Körper als auch für die Seele.